Das Bremer Rathaus ist das einzige weltweit, das die UNESCO in seiner Funktionalität und Originalität unter Schutz gestellt hat.
Damit wurde Bremen 2004 durch die UNESCO ein Auftrag zum Erhalt und zur Vermittlung erteilt:
Das Bildprogramm am und im Rathaus ist einzigartig.
Baugeschichte, Architektur, Ausstattung und Kunstwerke sind politisches Programm.
Sie schildern die Kultur- und Geistesgeschichte seit der Grundsteinlegung im Mittelalter bis zur heutigen lebendigen und liberalen Demokratie im föderalen Staatsaufbau Deutschlands.
Rathaus und Roland stehen für die politische Eigenständigkeit der Freien Hansestadt Bremen als Land und ihrer beiden Glieder Bremen und Bremerhaven.
Die von der UNESCO definierte innere Pufferzone rund um Rathaus und Roland als Weltkulturerbestätte umfasst 36 ha:
In ihr wirken das Parlament (die Bremische Bürgerschaft), die Industrie- und Handelskammer für Bremen und Bremerhaven (im Haus Schütting), sowie der St. Petri-Dom und die Ratskirche „Unser Lieben Frauen“. Auch ihre Gebäude sind denkmalgeschützt.
Daher sind für die Kultur- und Geistesgeschichte des Bremer Welterbes maßgebliche Institutionen und Akteure dieser Zone im Förderverein vertreten.
Das Alte Rathaus von 1405 und seine Umbauten aus 1532 sowie 1627 (Weserrenaissance) - mit der Güldenkammer (Ausstattung von 1905)
Ein Saalgeschossbau in drei übereinander liegenden Ebenen
Das Rathaus wurde immer wieder ergänzt, erweitert und verschönert. Jede Maßnahme war politisches Programm.
Gebäudeteile
Die Raumhierarchie führt über die Volkshalle im Keller, die Kaufhalle im Erdgeschoss zur Rats- und Gerichtshalle im Obergeschoss. Sie sind ein Musterbeispiel für Demokratiegeschichte.
Fassadenschmuck
Die Ikonologie des Rathauses basiert auf den Glaubensbekenntnissen des Mittelalters und des Humanismus - Grundlage des Rechtsgefüges und -empfindens bis heute.
Funktionen
Das Rathaus ist Sitz der Exekutive und ihrer Verwaltung. Für Stadt und Land ist es zentraler Versammlungsort und Zentrum staatlicher Repräsentation.
Neues Rathaus (1910/13)
Schon das alte Rathaus dokumentierte den Anspruch der Stadt und ihres Rates, die erste kaiserfreie Stadt im Reich gewesen zu sein. Das Selbstverständnis des Senats manifestiert sich besonders nachdrücklich im neuen Rathaus: Die im Altbau vorher bereits verwendete Inschrift „S.P.Q.B“ - Senatus Populusque Bremensis (lat. für Senat und Volk von Bremen) wird nun sogar über das Portal (und neuen Haupteingang) und über den Zugang zum Senatssaal gesetzt, um an die republikanischen Wurzeln der bremischen Verfassung zu erinnern. Selbst das nationalsozialistische Terrorregime konnte diese Inschrift nicht ausradieren.
Regierungszentrale
Im Senatssaal des neuen Rathauses finden die Kabinettssitzungen der bremischen Regierung statt. Der Bürgermeister in seiner Funktion als Ministerpräsident heißt Präsident des Senats, die Senatorinnen und Senatoren stehen in Personalunion den Behörden in ihrer Funktion als gleichermaßen Ministerien und Dezernaten vor. Im Bundesrat wirken sie mit drei Stimmen mit.
Der Film zum Bremer Welterbe:
In der Reihe "Die Nordstory" beim NDR wird der Alltag im Bremer Rathaus als Welterbestätte und Sitz von Senatskanzlei und Landesregierung anschaulich beschrieben:
Ratskeller
Auf köstlichem Fundament:
Unter dem Rathaus verbergen sich Schatzkammern deutscher Weinkultur - nicht nur von Dichtern gepriesen…
Schon 1405/08 zog der Stadtweinkeller mit dem Bau des Rathauses in dessen Kellergewölbe ein.
Bis heute hat der Ratskeller drei Bereiche:
- den Weinhandel mit 1200 Sorten ausschließlich deutscher Weine aller 13 Weinanbaugebiete
- die Sammlung und Pflege alter Weine in den Schatzkammern
- die Verpachtung der Ratskeller-Gastronomie
Weinhandel und deutsche Weinkultur
Der Rat hatte einst das Weinmonopol auf Rheinwein. Er pflegte Weindiplomatie. Senatoren und Beamte erhielten Deputate.
Traditionsgasthaus
Heinrich Heine war hier. Auch Ringelnatz, Wilhelm Hauff und Theodor Fontane. In den Priölken (Séparées) werden Geschäfte gemacht und Candlelight-Dinner genossen.
Die Weinkarte führt ausschließlich deutsche Weine.
Weinkultur
Der Bremer Weinberg und die Spuren der Römer
Nicht nur im Ratskeller unter dem Rathaus wird alter Wein aus deutschen Lagen gehegt und gepflegt: Auch an der Mosel unterstützt die Freie Hansestadt Bremen die deutsche Weinkultur. Zu Füßen der Spitzenlage "Erdener Treppchen", einer besonders exzellenten Steillage, haben Archäologen die Relikte der ältesten Römischen Weinkelter nördlich der Alpen gefunden. Gemeinsam mit Winzern vor Ort, dem "Förderverein Römerkelter Erden e.V.", dem Bremer Senat und Beschäftigten der Behindertenwerkstätten "Martinshof" werden alljährlich unter Obhut des Bremer Ratskellermeisters für limitierte 1000 Flaschen "Senatswein" die Trauben gelesen und produziert.
Welterbe unterstützt Weinkultur.
So kann die Römerkelter - übrigens auch ein Stück UNESCO-Welterbe - erhalten und erschlossen werden. Und die deutsche Weinkultur zählt außerdem zum immateriellen Weltkulturerbe.